Raika Lana

Caritas Telefonseelsorge: Sommer, Sonne und… Schattenseiten

by Radio Sonnenschein

Einsamkeit10.402 Anrufe, 2.627 Gesprächsstunden und damit erneut mehr Menschen in Krisensituation, die allein oft nicht mehr weiterwissen: Die Daten aus dem aktuellen Jahresbericht der Telefonseelsorge machen betroffen, weil sie Schattenseiten in Südtirol aufzeigen. Einsamkeit, Ängste, Unsicherheit, familiäre Probleme und das Leiden an psychischen Erkrankungen führen die Liste der am häufigsten angesprochenen Anliegen im Caritas-Dienst an. Die grüne Nummer der Telefonseelsorge 840 000 481 ist das ganze Jahr über rund um die Uhr für Menschen erreichbar, die einfühlsame Zuhörer für ihre belastende Situation suchen.

„Immer wieder, wenn unsere Zahlen der Öffentlichkeit vorgelegt werden, horchen viele erstaunt und erschüttert auf. Betroffen macht, dass hinter diesen Zahlen Menschen und ihre Schicksale stehen, die scheinbar gar nicht in die Welt des sonnigen, gutgelaunten, erfolgsverwöhnten Südtirol passen“, erklärt die Leiterin der Caritas-Telefonseelsorge, Silvia Moser, Sie stehen auch für das Unberechenbare, für die unvorhersehbaren Einbrüche im Leben, die unseren Mythos von Sicherheit und Kontrollierbarkeit ganz gehörig erschüttern können“. Denn vielfach ist es genau das, was die Anrufenden aus allen Landesteilen, unterschiedlichsten Alters und familiären Hintergrunds in den Gesprächen mit den rund 80 ausgebildeten Freiwilligen der Telefonseelsorge ansprechen: Eigene oder die Krankheiten Nahestehender, finanzielle Sorgen, schmerzliche Erfahrungen bei Todesfällen aber auch Trennungen und Beziehungsabbrüchen, berufliche Überforderungen und in Folge oft auch gravierende seelische Probleme, psychischer Erkrankungen oder auch Abhängigkeitserkrankungen.

„Immer häufiger spüren wir, dass die Menschen verunsichert sind und Angst haben: nicht nur im Hinblick auf ihre private Zukunft, sondern auch vor weltpolitischen Entwicklungen, vor eigenen und fremden Entscheidungen. Diese Verunsicherung führt zu Aggressionen gegen sich selbst und gegen andere bis hin zu Panikzuständen“, so Moser. Die Erfahrung einer tendenziell unsicheren, bedrohten Welt sei es, die Menschen oft völlig die Hoffnung und den Mut verlieren lasse. „Unsere Ehrenamtlichen bemühen sich dann, Raum zu schaffen, in dem Worte gemeinsam gefunden werden können. Sie versuchen, Menschen in ihren oft erschütternden Lebensgeschichten Halt zu bieten und gemeinsam mit ihnen Ressourcen zu finden, die sie wieder einen Schritt ins Leben wagen lassen.“ Und häufig gehe es auch „nur“ um ein Da- und Dabei-Sein, um ein verständnisvolles Begleiten von Menschen, die niemanden haben, dem sie sich anvertrauen können oder wollen.

„Viele Menschen sagen uns, dass es für sie eine große Überwindung gewesen sei, unsere grüne Nummer 840 000 481 zu wählen“, berichtet Silvia Moser aus dem Alltag der Telefonseelsorge. Denn es gelte vielfach noch als Zeichen der Schwäche, sich Hilfe zu holen. „Dabei haben wir allergrößten Respekt vor den Menschen, die sich bei uns melden oder sich bei den verschiedenen Fachdiensten im Lande Unterstützung suchen. Dafür muss sich beileibe niemand schämen – im Gegenteil! Denn häufig ist genau das ein erster, entscheidender Schritt in die richtige Richtung“, betont Moser. Sie lädt ein, einfach anzurufen und die eigenen Sorgen auszusprechen. „Oft wird dadurch schon vieles klarer“, sagt sie. Die Caritas Telefonseelsorge ist an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden am Tag, unabhängig von Wochenende oder Ferienzeiten, erreichbar. Ein Anruf unter der grünen Nummer 840 000 481 kostet, unabhängig von der Länge des Gesprächs, 10 Cent.

 

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