„Wieviel ist ein Leben wert?“, diese und andere kritische Fragen standen heute (14. Mai 2016) im Mittelpunkt der Aktion „Kleider machen Beute“ in Bozen. Am 14. Mai 2016, dem Welttag des Fairen Handels, luden oew-Organisation für Eine solidarische Welt und das Netzwerk der Südtiroler Weltläden auf den Musterplatz. Dort zeigten zwei Dutzend Textilhandwerker*innen ihr Können und regten zum Nachdenken über die weltweite Kleiderproduktion an. Eine Ausstellung informierte über den Zusammenhang unserer Kleider mit der weltweiten Umweltverschmutzung und der Ausbeutung von Arbeiter*innen im Globalen Süden. Eine Modenschau mit Modellen der aktuellen Kollektion der Südtiroler Weltläden zeigte mögliche Alternativen auf.
Mit Spinnrädern, Nähmaschinen, Strick- und Häkelnadeln sorgten rund zwei Dutzend Textilhandwerker*innen auf dem Bozner Musterplatz für reges Interesse unter den Passant*innen. Verena Gschnell, Bereichsleiterin für „Glokal Handeln“ bei der oew-Organisation für Eine solidarische Welt unterstrich: „Jedes Kleidungsstück wird auch heute noch zum größten Teil in Handarbeit gefertigt. Beim Blick in unseren Kleiderschrank vergessen wir das aber und bedenken kaum, dass Menschen mit ganz persönlichen Schicksalen und Lebensgeschichten untrennbar mit unserer Kleidung verbunden sind.“ Ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit liegen der Idee von „Glokalem Handeln“ zugrunde. Es geht darum, ein Bewusstsein für faire, lokale und globale Kreisläufe zu schaffen.
Am zweiten Samstag im Mai begehen Fairhandelsorganisationen und Produzent*innen jedes Jahr den internationalen Tag des Fairen Handels. Die Aktion in Bozen stellte dieses Mal die Arbeiter*innen der Textilindustrie in den Mittelpunkt und thematisierte im Rahmen einer Ausstellung weitverbreitete Missstände wie Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltverschmutzung in der weltweiten Textilindustrie. Die Betrachter*innen sahen sich auf den ausgestellten Riesen-T-Shirts mit unbequemen Fragen, Fakten und Zahlen konfrontiert. Trotz eines Arbeitstages von zwölf bis vierzehn Stunden erhalten die Näher*innen nur einen Bruchteil des europäischen Verkaufspreises: Nicht einmal ein Prozent bleibt ihnen. Arbeiten die Menschen zu langsam, wird ihnen von einem Tag auf den anderen gekündigt. Der Lieferdruck ist enorm: Wer nicht rechtzeitig liefert, verliert den Auftrag. Das kann schnell den Ruin der Fabrik bedeuten. Also werden die Arbeiter*innen angehalten weiterzuarbeiten.
Rudi Dalvai, Präsident der World-Fair-Trade-Organization, erklärte: „In den Ländern des Globalen Südens sind die Arbeitsbedingungen für die Menschen oft geradezu unmenschlich und die Löhne reichen kaum zum Überleben. Immer wieder kommt es auch zu schrecklichen Unfällen und Verunreinigungen im Zusammenhang mit der Kleiderproduktion.“ Das habe für Mensch und Umwelt verheerende Folgen. Beim Nähen verlagert sich das Geschäft derzeit von China nach Bangladesch, obwohl China in absoluten Zahlen immer noch am meisten Kleidung produziert. In China steigen jedoch die Löhne, in Bangladesch entstehen immer mehr illegale Hallen.
Am 24. April 2013 ist in Bangladesch die Kleiderfabrik Rana-Plaza eingestürzt. Dabei wurden mehr als 1.100 Menschen getötet und über 2.400 verletzt. Philipp Frener, Vorsitzender der oew, sagte: „Unglücke wie jenes von Rana-Plaza dürfen nicht in Vergessenheit geraten, sondern müssen uns jetzt und in Zukunft dazu anspornen, unser Einkaufsverhalten zu überdenken und auch bei Kleidung auf Herkunft und Produktionsbedingungen zu achten.“ Was bei Lebensmitteln für viele schon eine Selbstverständlichkeit ist, sei beim Kleiderkauf noch nicht angekommen. Der durchschnittliche Lohn einer Näherin in Bangladesch beträgt heute 50 Euro monatlich, mehr als zur Zeit des Unglücks von Rana Plaza. Und doch sind das nur 19 Prozent des Existenzlohnes des Landes: Er liegt bei 259 Euro.
Brigitte Gritsch vom Netzwerk der Südtiroler Weltläden erklärt: „Weil die Löhne so niedrig und die Preise seitens der europäischen Importeure so gedrückt werden, kommen in der Textilproduktion vielfach Kinder zum Einsatz.“ Im Rahmen des Aktionstages wurden auch Alternativen aufgezeigt: Neben dem Kauf von gebrauchten Waren oder dem Austausch innerhalb sogenannter Kleiderkreisel oder Tauschparties, besteht die Möglichkeit, faire und ökologische Mode zu erwerben. Die Südtiroler Weltläden zeigten bei einer Modenschau ihre aktuelle Kollektion. Brigitte Gritsch, Koordinatorin der Südtiroler Weltläden, wies auf die Möglichkeit hin, auch bei Kleidern auf fair gehandelte und nachhaltig produzierte Textilien zu setzen: „Beim Kauf von Kleidung sollten die fairen und ökologischen Produktionsbedingungen auch ein Kriterium sein. Die Rolle und die Macht der Konsument*innen ist enorm. Mit ihrem Konsumverhalten können die Menschen Verbesserungen im weltweiten Produktionsprozess herbeiführen.“
Von Mitte bis Ende April hatten die oew und das Netzwerk der Südtiroler Weltläden in ganz Südtirol 80 Riesen-T-Shirts ausgehängt und in darauf aufgedruckten Nachrichten auf die Lebensgeschichten und Arbeitsbedingungen von Textilarbeiter*innen hingewiesen. Die Aktion auf dem Bozner Musterplatz spannte diesen Gedanken weiter und veranschaulichte anhand lebender Beispiele, wie viel Geschick und Mühe für die Herstellung von Textilien notwendig ist; Mühe, die in den Ländern des globalen Südens meist nicht angemessen entlohnt wird. Gleichzeitig wiesen die lokalen Handwerker*innen aber auch auf den Wert ihres Handwerks hin, welches in den Ländern des globalen Nordens zusehends verschwindet und die Lücke zwischen den Orten von Produktion und Konsum immer größer werden lässt.
Ausstellung_mostra_(PDF)
Liste_Alternative_Adressen (PDF)
Fotos: Georg Hofer
Südtirol trägt FAIR – L’Alto Adige equo
Immer mehr Geschäfte in Südtirol bewegen sich in eine faire Richtung und beginnen Alternativen im Sortiment aufzunehmen. Auch wenn es noch eine Nische ist, gibt es für Konsument*innen Wahlmöglichkeiten. Auf dieser Seite haben wir Geschäfte gesammelt, die Mode im Angebot haben, welche die Arbeiter*innen dahinter unterstützen.
Sempre più negozi in Alto Adige prediligono l’ecosostenibilità e iniziano a proporre alternative eque all’interno dei loro cataloghi d’abbigliamento. Anche se si tratta ancora di un mercato di nicchia, sono attualmente disponibili per i clienti ottime scelte più eque. In questa pagina abbiamo raccolto i negozi che propongono capi ed accessori alla moda che supportano i lavoratori e le lavoratrici che li hanno realizzati.
Bozen/ Bolzano
Weltladen – Bottega del mondo Die Ameisen – BoLe Formiche
Bozen/ Bolzano – Südtirolerstraße 6
Tel. 0471 971469 www.weltladen.bz.it
Creativ – Spiel Kunst Textil
Bozen/ Bolzano – Rauschertorgasse 24
Tel. 0471 976529 www.creativ-online.it/naturtextilien.htm
Aufburg
Bozen/ Bolzano – Silbergasse 15
Tel. 0471 971506 www.aufburg.it
Weltladen – Bottega del mondo Die Ameisen – BoLe Formiche / Laives
Leifers/ Laives – Kennedystraße 110
Tel. 0471 590650 www.weltladen.bz.it
Weltladen – Bottega del mondo Die Ameisen – Le Formiche / Don Bosco
Bozen/ Bolzano – Don Bosco Platz 7A
Tel. 0471 931037 www.weltladen.bz.it
Re-bello
Bozen/ Bolzano
www.re-bello.com
Burggrafenamt – Burgraviato
Pusteblume – Second Hand
Partschins/ Parcines – Peter-Mitterhofer-Str. 4
Tel. 340 713 4364
TRILLI – 2nd Hand Shop
Meran/ Merano – Otto-Huber-Str. 37
Best Second Hand
Riffian/ Rifiano – Jaufenstraße 33
Tel. 380 246 3696
Bergauf
St. Walburg – G. Z. Schmiedhof 349
Tel. 329 272 2105 www.bergauf.it
Weltladen – Bottega del mondo
Meran/ Merano – Verdistraße 2 (am Vinschgertor)
Tel. 0473 211501
Weltladen – Bottega del mondo
Lana – Am Gries 27
Tel. 0473 564672
Prachtstube
Meran/ Merano – Mühlgraben 30
Tel. 0473 690 930 www.prachtstube.com
Natürlich Terra Naturamente
Meran/ Merano – Rennweg 35/G
Tel. 0473 237843 www.terra-natur.it
Glashaus
Meran/Merano – Freiheitsstaße 36
Tel. 0473 055725
Tausch-Verschenk-Treff
Algund/ Lagundo – Kirchplatz
CORA happywear (Biokistl Lana)
Lana – Industriezone 1/5
Tel. 0471 054835 www.corahappywear.com
Kleidungskunst ARTikel
Lana – Meranerstr. 5
Tel. 335 5449000
Eisacktal/ Valle Isarco
Weltladen – Bottega del mondo
Brixen/ Bressanone – Stadelgasse 5
Tel. 0472 830205 www.weltladen.bz.it
Prachtstube
Brixen/Bressanone – Altenmarktgasse 25
Tel. 0472 920 427 www.prachtstube.com
Pustertal/ Val Pusteria
Weltladen – Bottega del mondo
Bruneck/ Brunico – Oberragen 2
Tel. 0474 410226 www.weltladen.bz.it
LA VIE Second Hand Boutique
Bruneck/ Brunico – H.Sigmundstr. 3a
Tel. 0474 55 53 71 lavie-boutique.com
Handweber Herman Kühebacher
Niederdorf/Villabassa – Parkweg 1
Tel. 389 9386539 www.handweber.com
ecopassion
Bruneck/ Brunico – Rienzfeldstraße 4
Tel. 346 7903484 www.ecopassion.it
Überetsch-Unterland/ Oltradige-Bassa Atesina
ETHIKA – Organic Fashion
Neumarkt/ Egna – Laubengasse 23
Tel. 0471 813227 www.ethika.it
Vinschgau/ Val Venosta
Kleiderstube Wilma
Naturns/ Naturno
Tel. 0473 667168
Wipptal/ Alta Valle Isarco
Weltladen – Bottega del mondo
Sterzing/ Vipiteno – Rathausgasse 7
Tel. 0472 760286 www.weltladen.bz.it
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