Verbraucherzentrale Südtirol: Hohe Preise und wenig Konkurrenz – Methan und Flüssiggas „Stiefkinder“
Das stetige Ansteigen der Benzinpreise belastet die Familienhaushalte. der Benzinverbrauch für ein neues Auto kann bei 12.000 km im Jahr über 1.100 € ausmachen – für viele mehr als ein Monatslohn. Ohnehin sind in Italien der industrielle Preis für Treibstoffe unter den höchsten Europas, und auf diese werden noch einmal mehr als die Hälfte an Steuern und Abgaben aufgeschlagen. Die VZS hat nun die Preise der Treibstoffe an Südtirols Tankstellen verglichen, um eventuelle Sparpotentiale aufzudecken.
Insgesamt wurden Anfang Juni die Preise von 65 Tankstellen verglichen, und zwar – soweit vorhanden – für Benzin 95 Oktan, Benzin 98 Oktan, Diesel, Diesel extra, Flüssiggas und Methan. Erhoben wurde stets der niedrigste praktizierte Preis bei geöffneter Tankstelle. Der Vergleich betraf sowohl die Tankstellen entlang der Staatsstraßen als auch jene auf der Mebo und der Brennerautobahn. Im Erhebungszeitraum gab es das günstigste Benzin an der Esso-Tankstelle bei Laag in Neumarkt; das teuerste war jenes der S.Marco-Tankstelle in Leifers. Diese führt auch den teuersten Diesel; den günstigsten Diesel gab es hingegen bei Tamoil in Salurn. Aufs Jahr gerechnet ergibt sich beim Benzin ein Sparpotential von etwa 60 Euro, beim Diesel um die 55 Euro (Details siehe Tabelle).
Vergleicht man die Abweichung der Durchschnittspreise von Benzin und Diesel nach Unternehmen, so ergibt sich eine Differenz von 3,3% vom teuersten (IP) zum billigsten (Esso). Bedenkt man, dass der Treibstoffmarkt vor 14 Jahren liberalisiert wurde, ist dieser niedrige Wert das deutlichste Anzeichen der nicht funktionierenden Konkurrenz in diesem Sektor.
Äußerst schlecht sieht die Versorgungslage bei den alternativen Treibstoffen aus. Von den 65 untersuchten Tankstellen bieten nur 12 Flüssiggas an (und keine von diesen ist am Sonntag geöffnet!). Noch schlimmer beim Methan: theoretisch gibt es 4 Methangas-Tankstellen, von denen jedoch nur eine einzige – jene in Bozen Süd/Eppan auf der Mebo, die auch die Einzige mit Methangas-Selfservice ist – funktionierte. Wer auf der Brennerautobahn zwischen Neumarkt und Sterzing Flüssiggas oder Methan tanken wollte, hat Pech gehabt: in keiner der beiden Fahrtrichtungen gibt es eine entsprechend ausgerüstete Tankstelle.
„Auf den Jahresverbrauch bezogen liegt im Umstieg auf Methangas ein Sparpotential von 50% gegenüber dem billigsten Benzin – in unserem Beispiel knapp 530 Euro. Das könnte für eine knappe Haushaltskasse eine wirkliche Erleichterung sein, schade nur, dass dieser Treibstoff faktisch fast nicht tankbar ist“ kommentiert VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus. „Auch hat Landesrat Widmann auf unsere Vorschläge zur Verbesserung der Preistransparenz bei den Treibstoffen mittels einer Preis-Datenbank bis heute nicht geantwortet. Es bleibt zu hoffen, dass hier konkrete Maßnahmen nicht noch länger auf sich warten lassen“.
Bis dahin noch einige Tipps für alle AutofahrerInnen:
– werfen Sie stets ein wachsames Auge auf die Preistafeln der Tankstellen und bevorzugen Sie soweit möglich Selbstbedienung;
– weichen Sie auf der Suche nach günstigen Preisen nicht von der ohnehin zu fahrenden Strecke ab: das Sparpotential ist so gering, dass die Suche meist mehr kostet als sie einbringt: tankt man 50 Euro, so „frisst“ bereits eine zusätzliche Strecke von 15 km die Ersparnis auf (mittlerer Preis auf günstigsten Preis, bezogen auf die Tankstellen an Staatsstraßen);
– fahren Sie sparsam, überprüfen Sie regelmäßig Fahrzeug und Reifen, entfernen Sie nicht benutzte Dachträger: so können bis zu 20% an Treibstoff sparen;
– manche Unternehmen bieten Extra-Rabatte für Selbsttanken bei geschlossener Tankstelle an (auf 50 Euro ca. 3 Euro Sparpotential).
Treibstoffkosten/Jahr (Preise der Tankstellen an den Staatstraßen)
12.000 km/Jahr, Verbrauchsdaten laut Herstellerangaben (gemischte Strecke)
Verbraucherzentrale_Benzinpreise.pdf