Produktentwicklung im Lebensmittelsektor im Mittelpunkt des WakeUp im TIS
Lebensmittel sollen vegan, bio oder regional sein: auch im Bereich Ernährung ändern sich laufend die Kundenvorstellungen. Wie solche Trends rechtzeitig erkannt und erfolgreich in konkrete Geschäftschancen umgesetzt werden können, war Thema beim heutigen WakeUp, das vom Cluster Alimentaris des TIS innovation park organisiert wurde.
Uni-Professoren und Unternehmer sprachen über ihre Erfahrungen zu Produktentwicklung und Innovation. „Als Lebensmittelhersteller muss man wissen, für wen man produziert“, so Rainer Haas vom Institut für Marketing & Innovation der Universität für Bodenkultur in Wien. „Lebensmittelkonsumenten kann man nicht mehr nur nach Beruf, Alter oder Einkommen unterteilen“, bestätigt der Experte. „Die Einteilungen sind viel komplexer geworden. Da gibt es beispielsweise die Sattesser, die möglichst schnell und günstig essen, Convenience Esser, die auf unkomplizierte Zubereitung achten, oder Gourmets und Food Culturalists, bei denen Qualität und Genuss einen hohen Stellenwert haben.“ Essen sei vor allem für die jüngeren Generationen zum Lebensstil geworden: „Sie achten nicht nur auf Qualität, sondern auch auf die Herkunft der Zutaten und Ethik in der Produktionskette“, fasste Haas zusammen.
In Südtirol sind für diese Ansprüche gute Voraussetzungen gegeben: Es gibt Ideen, Kompetenzen und Rohstoffe. „Aber nicht jede gute Idee ist mit einfachen Mittel umsetzbar“, sagt Bettina Schmid, Managerin des Cluster Alimentaris. Labors für Sensorik-Tests, Abfüllanlagen oder ein funktionierendes Vertriebsnetzwerk können besonders kleine Unternehmen und Start-ups vor zusätzliche Herausforderung stellen. „Im TIS finden Südtiroler Unternehmen Unterstützung und ein breites Netzwerk an Experten oder möglichen Kooperations- und Geschäftspartnern“, hält Schmid fest.
Für die Entwicklung der Idee ist es aber zunächst wichtig zu wissen, was sich die potenziellen Konsumenten zum Beispiel von Inhaltsstoffen, Verpackung, Geschmack, Preis oder Herkunft des Produkts erwarten. „Diese Aspekte sind ausschlaggebend in der Produktentwicklung“, weiß Christian Fischer, Experte für Agrarmarketing an der Freien Universität Bozen. „Studenten können im Rahmen Ihrer Studienabschlussarbeiten Hilfestellung für Organisationen und Unternehmen leisten und beispielsweise Markt- und Machbarkeitsstudien oder Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchführen“, so Fischer weiter. Die Arbeiten sollen aber idealerweise nicht nur einzelnen Unternehmen helfen, sondern möglichst einer ganze Branche neue Erkenntnisse liefern.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch Beispiele erfolgreicher Produktentwicklung vorgestellt: Der Schweizer Landwirt Sepp Dähler setzt auf Qualität statt Quantität und kümmert sich besonders um das Wohlbefinden seiner Rinder – er füttert sie mit Nebenprodukten aus der Bierherstellung und massiert sie regelmäßig. Chiara Bardini, Direktorin von Agrimontana im Piemont, sieht den Erfolg ihres marktführenden Familienunternehmens in einem gesunden Mix aus Tradition und Innovation: begonnen mit der piemontesischen Kastanie, stellen sie mittlerweile ein breites Sortiment von Süßwaren auf Frucht- und Schokoladebasis her. Auch in Südtirol haben bereits bestehende Kompetenzen und Ressourcen großes Potenzial. Im Bereich der Apfelgetränke gibt es mittlerweile innovative Kreationen: das Lifestyle-Getränk Mela Minz kombiniert Südtiroler Äpfel und Kräuter, das Erfrischungsgetränk Adam setzt auf eine Mischung aus Äpfel und Koffein und Hoila Cider bringt Apfelschaumwein nach Südtirol.