Raika Lana

Elektromobilität: unibz legt Studie über zu beseitigende Hindernisse vor

by Radio Sonnenschein

Pasquale Russo SpenaEine weitere Verbreitung von Elektro-Autos in Italien ist möglich, allerdings nur dann, wenn derzeit noch bestehende technische und sozio-ökonomische Hürden beseitigt werden. Welche diese sind, zeigt nun eine Studie der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Freien Universität Bozen auf. Gleichzeitig werden in der Studie Wege und Möglichkeiten beschrieben, die Elektromobilität in Italien effizient zu fördern – ähnlich wie dies in Nordeuropa, allen voran in Norwegen bereits getan wird.

Die Ergebnisse der Bozner Studie sind dieser Tage in der Fachzeitschrift „International Journal of Productivity and Quality Management“ veröffentlicht worden unter dem Titel „Factors and barriers affecting the purchase of electric vehicles in the Italian Market“ (Faktoren und Hindernisse, die den Kauf von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen auf dem italienischen Markt beeinflussen). Durchgeführt wurde die Studie von Dozent Pasquale Russo Spena und Professor Dominik Matt sowie vom ehemaligen Doktoranden Matteo Rossini (alle von der Freien Universität Bozen) in Zusammenarbeit mit Prof. Filippo Emanuele Ciarapica von der Technischen Universität der Marken.

Grundlage der Studie bilden Umfragen unter Verkäufern, Kunden und Managern von Unternehmen, die direkt oder indirekt (als Zulieferer) an der Produktion von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsformen beteiligt sind. Die Umfragen sollten vor allem ersichtlich machen, an welchen Hürden der Kauf eines Elektrofahrzeugs in Italien derzeit scheitert. Die Auswertung zeigt dabei: Während Umweltgründe kaum in Betracht gezogen werden, ist es die mangelnde Infrastruktur, die Kunden vom Kauf eines E-Autos abhält. Das heißt konkret, dass es derzeit äußerst schwierig ist, in Italiens Städten Stromzapfsäulen ausfindig zu machen. Und auch ein Netz von Tankstellen für Wasserstoff-Autos muss erst aufgebaut werden.

Damit zusammenhängend bereitet den Befragten offensichtlich auch die Reichweite der Elektrofahrzeuge Sorgen. Diese wird noch als kaum konkurrenzfähig gegenüber Fahrzeugen mit traditionellem Antrieb angesehen. Zudem wirkt sich auch der Preis auf die Kaufentscheidung aus: dieser sei derzeit noch zu hoch, vor allem für Mittel- und Oberklasse-Fahrzeuge. Dies, obwohl die Umfrage auch gezeigt hat, dass potentielle Kunden bereit wären, bis zu 3.000 Euro mehr für ein mit alternativen Treibstoffen angetriebenes Auto auf den Tisch zu legen. Übersteigt der Preisunterschied diese Summe, entscheiden sich Kunden für Benzin-, Diesel-, GPL- oder Methanautos. Die größten Marktchancen werden heute indes Hybridfahrzeugen eingeräumt, also Fahrzeugen, die sowohl mit traditionellen Treibstoffen als auch mit Strom angetrieben werden. Dies hängt mit staatlichen Förderungen ebenso zusammen wie mit dem Marketing der großen Hersteller.

Interessant ist auch der Vergleich der Ergebnisse der Bozner Studie mit jenen vorangegangener Untersuchungen über die Verbreitung von Elektro-, Wasserstoff- und Hybridfahrzeugen in anderen Staaten. „Die meisten Prognosemodelle, die in der Vergangenheit Anwendung gefunden haben, haben Wachstum und Marktanteile dieses Bereichs überschätzt, auch wenn ihr Zutreffen wünschenswert gewesen wäre“, erklärt Russo Spena. Die an der Freien Universität Bozen entstandene Studie beschränkt sich nicht auf Vergleiche und ein Erfassen des Status quo, sondern gibt Autoherstellern und staatlichen Institutionen auch Empfehlungen, wie die Verbreitung „grüner“ Fahrzeuge gesteigert werden könnte. „An erster Stelle steht die staatliche Förderung des Aufbaus eines Tankstellen-Netzes für Elektro- und Wasserstoffautos, wie dies etwa in Nordeuropa oder Japan bereits geschehen ist“, so Russo Spena. Er lobt die Gemeinden, die bereits konkrete Fördermaßnahmen für die Elektromobilität vorsehen, etwa in Form des Gratisparkens auf blauen Parkplätzen oder in Form eines uneingeschränkten Zugangs zu verkehrsberuhigten Zonen. „Das alles reicht aber noch nicht“, betont Russo Spena. „Nur spürbare Steuererleichterungen und Beiträge können den Kunden zum Kauf eines Elektro- oder Hybridfahrzeugs bewegen.“

Die Studie der Freien Universität Bozen geht dem vor kurzem veröffentlichten Wasserstoff-Mobilitätsplan „Piano Mobilità Idrogeno Italia“ voraus. In diesem von der zuständigen Strategiegruppe für die Wasserstoffmobilität (MH2IT) erarbeiteten Dokument werden Leitlinien für die Verbreitung alternativer Treibstoffe in Italien definiert. Im Herbst wird das Dokument der Europäischen Kommission vorgelegt.

 

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