Das Libanesische Amt für archäologisches Kulturerbe beauftragt Südtiroler Forscher mit neuen Studien
Gereinigt, restauriert und in ihre ursprüngliche Garderobe eingekleidet – so warten drei mittelalterliche Mumien im Nationalmuseum Beirut nun auf die Besucher. In den vergangenen Monaten standen sie unter der fürsorglichen Obhut der Forscher von EURAC Research. Nun liegen sie in Glasvitrinen im neuen Flügel des libanesischen Museums, der am 7. Oktober eingeweiht wurde.
Die Restaurierung dieser drei Mumien ist der Beginn einer länger dauernden Zusammenarbeit zwischen dem Südtiroler Forschungszentrum und der libanesischen Regierung: Fünf weitere Mumien sollen die Forscher eingehend untersuchen. Die Wissenschaftler erwarten sich wertvolle Informationen über die Menschen, die im Mittelalter im Nahen Osten lebten.
30 Jahre lang befanden sich die Mumien in einem Lagerraum im Untergeschoss des Nationalmuseums Beirut. Um sie nun bestmöglich ausstellen zu können, hat sich die Museumsleitung Hilfe von Experten geholt, und zwar im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem italienischen Außenministerium. Dieses hat zum einen den Neubau eines Museumsflügels finanziert und zum anderen EURAC Research mit dem Restaurieren der Mumien beauftragt.
Nach einer ersten Analyse ihres Konservierungszustandes hat Marco Samadelli, Konservierungsexperte von EURAC Research, die mumifizierten Körper restauriert: Er reinigte die einzelnen Teile der Mumien, fügte sie zusammen und kleidete sie in ihre ursprünglichen Gewänder ein. Nun sind die drei restaurierten Mumien im neuen Trakt des Museums in Beirut ausgestellt. Dieser wurde am 7. Oktober im Beisein des italienischen Außenministers Paolo Gentiloni eingeweiht.
EURAC Research wird die Arbeit im Libanon in den kommenden Jahren fortsetzen. Das libanesische Amt für das archäologische Kulturerbe hat das Südtiroler Forschungszentrum damit beauftragt, fünf weitere Fundstücke zu restaurieren. Die drei bereits wiederhergestellten Mumien sind nämlich Teil eines größeren Fundes aus einer Höhle im Norden Libanons.
An allen mumifizierten Körpern wollen die Forscher nun Merkmale wie Geschlecht und Alter untersuchen. Mit Hilfe von DNA-Analysen planen sie zudem Verwandtschaftsverhältnisse, Lebensstil und vorhandene Krankheiten beziehungsweise die Veranlagung dazu zu erforschen. Auf diese Weise können sie möglicherweise auch die Todesursache feststellen und wichtige historische und anthropologische Details ans Tageslicht bringen.
„Für die Forschung ist es ein großer Gewinn, dass das libanesische Kulturamt uns damit beauftragt hat, unsere Studien fortzuführen. In dieser ersten Phase, die mit der Ausstellung im neuen Museumsflügel zu Ende ist, haben wir uns vor allem auf die bestmögliche Konservierung der Mumien konzentriert. Jetzt hingegen können wir unsere Studien vertiefen und uns auch der DNA-Analyse widmen, die eine enorme Informationsquelle ist“, erklärt Marco Samadelli von EURAC Research bei der Einweihung vergangene Woche in Beirut.