LPA – Im Frühling 2021 wurden an den deutschsprachigen Schulen Lernstandserhebungen durchgeführt. Überdurchschnittlich gut waren die Ergebnisse in Englisch und Mathematik an der Oberschule.
Die Evaluationsstelle für das deutsche Bildungssystem hat erste Daten aus dem Landesbericht zu den Lernstandserhebungen 2021 vorgelegt. Bei diesen Erhebungen wurden im vergangenen Schuljahr Schülerinnen und Schüler der dritten Grundschulklassen im Fach Deutsch getestet, der fünften Grundschulklassen im Fach Mathematik, der dritten Mittelschulklassen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch sowie der fünften Oberschulklassen in Mathematik und Englisch. Auf die besondere Bedeutung der Daten 2021 weißt Evaluationsstellenleiter Martin Holzner hin, „da sie ein Indikator für die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Fachbereichen und Jahrgangsstufen sind.“
Besonders gute Ergebnisse brachte die Erhebung für das Fach Englisch sowohl bei den Mittelschülern als auch bei den Oberschülern. Getestet wurde jeweils das Lese- und Hörverständnis. Die Mittelschüler erreichten im Leseverständnis im Schnitt 223 (italienischer Mittelwert 204) und im Hörverständnis 239 Punkte (italienischer Mittelwert 203), was sowohl auf Landesebene als auch im gesamtstaatlichen Vergleich ein Spitzenergebnis darstellt. In beiden Kompetenzbereichen schneiden die Mädchen statistisch signifikant besser ab als die Buben (Leseverständnis: Mädchen 229/Buben 217 Punkte, Hörverständnis: Mädchen 244/Buben 234 Punkte). Zumal die Ergebnisse nur geringfügig von jenen von 2019 abweichen, geht die Evaluationsstelle davon aus, dass sich Schulschließungen und Fernunterricht in diesem Sprachbereich nur wenig auf den Kompetenzerwerb ausgewirkt haben.
Ähnlich gut war das Ergebnis an den Oberschul-Abschlussklassen, wo die Schüler im Leseverständnis einen Punktewert von 226 und im Hörverständnis gar von 241 erzielt haben. Im Unterschied zur Mittelschule schneiden die Buben sowohl im Lese- als auch im Hörverständnis besser ab als die Mädchen. In beiden Kompetenzbereichen liegt der Punktemittelwert der deutschsprachigen Schüler und Schülerinnen über jenem der ladinischen und der italienischsprachigen Schüler und Schülerinnen und stellt im gesamtstaatlichen Vergleich den Höchstwert dar.
Nach Schulstufen unterschiedlich sind die Ergebnisse im Fach Mathematik. Während der von den Schülerinnen und Schülern der fünften Grundschulklassen erreichte Punktewert (196) signifikant unter dem gesamtstaatlichen Mittelwert (200) liegt, erzielen die Mittelschüler mit 195 Punkten einen Punkt mehr als der italienische Schnitt von 194 Punkten. Allerdings wurde bei den Mittelschülern gegenüber 2019 ein Punkterückgang von rund sieben verzeichnet.
Zuversichtlich stimmen die Ergebnisse der fünften Klassen der Oberstufe, wo die Lernstandserhebung Mathematik erstmals und in computerbasiertem Format durchgeführt wurde, weshalb ein Vergleich mit Vor-Corona-Zeiten nicht möglich ist. Mit durchschnittlich 210 Punkten liegen die deutschsprachigen Oberschüler deutlich über den ladinischen (200 Punkte) und den italienischsprachigen (195). Im gesamtstaatlichen Vergleich findet sich das Ergebnis der deutschsprachigen Schüler und Schülerinnen gemeinsam mit jenem des Trentino (213) im Spitzenfeld und über dem Mittelwert (191). Mit 220 Punkten schneiden die Buben deutlich besser ab als die Mädchen (201).
An der Lernstandserhebung Deutsch in der dritten Grundschulklasse haben rund 3800 Schüler und Schülerinnen teilgenommen. Beim Leseverständnis erzielten sie eine durchschnittliche Lösungshäufigkeit von 59,8 Prozent, beim Hörverständnis 62,1 Prozent. Die Mädchen erzielen in beiden Kompetenzbereichen bessere Ergebnisse als die Jungen. „Obwohl sich die Testergebnisse nur bedingt mit jenen von 2019 vergleichen lassen, kann man tendenziell einen geringen Unterschied ausmachen“, betont Evaluationsstellenleiter Holzner, der auch auf die Differenz zwischen den Ergebnissen der Mädchen und Jungen sowohl beim Leseverständnis als auch beim Hörverständnis hinweist, die seit der erstmaligen Erhebung 2013 noch nie so groß war.
Größer als in den Vorjahren waren 2021 auch die Standardabweichungen, gemeint ist die Streuung der Ergebnisse um den Mittelwert. „Diese zwei Besonderheiten lassen darauf schließen, dass das Testergebnis insgesamt eine höhere Heterogenität als in den Vorjahren aufweist“, sagt Holzner. Über eine neue computerbasierte Testung, die Vergleiche mit den Vorjahren ausschließt, wurden die Deutschkompetenzen der Schüler der dritten Mittelschulklassen erhoben. Die Schüler und Schülerinnen erzielten bei diesem Test eine durchschnittliche Lösungshäufigkeit von 67 Prozent. Die Mädchen schneiden bei dieser Erhebung mit einer mittleren Lösungshäufigkeit von 70 Prozent besser ab als die Jungen mit 65 Prozent.
„Erfreulich ist“, sagt Landesrat Philipp Achammer, „dass Pandemie und Fernunterricht den Kompetenzerwerb nicht wie befürchtet stark beeinträchtigt haben. Die Ergebnisse sprechen vielmehr von Kontinuität.“
Die vollständigen Ergebnisse werden Anfang Februar vorgestellt.