Raika Lana

Literaturtage Lana 2013 – Der sechste Sinn. Für eine poetische Zeitrechnung

by Radio Sonnenschein

Ruth KluegerDie Bücherwürmer haben am Dienstag 20. August 2013 die 28. Literaturtage von Lana im Schallerhof in der Vill, Raffeingasse 2 eröffnet.
Nach Grussworten von Dr. Harald Stauder, Bürgermeister der Marktgemeinde Lana sowie Prof. Elmar Locher, Präsident der Bücherwürmer machte die Autorin Ruth Klüger den Auftakt der 28. Literaturtage von Lana.
Gedichte waren es, so Ruth Klüger, die ihr geholfen haben, den Holocaust zu überleben. Doch nicht nur Gedichte anderer gaben ihr Halt, sondern auch die eigenen, die sie als junges Mädchen in Auschwitz und danach bis in die Gegenwart hinein verfasste, aber kaum veröffentlichte.

Nach dem Krieg beschäftigte sie sich als Literaturwissenschaftlerin zunächst mit fremden Texten. Beim Schreiben eigener Lyrik setzte sie sich immer wieder mit Adornos berühmtem Satz „Nach Auschwitz Gedichte zu schreiben ist barbarisch“ auseinander, um ihn dann doch achselzuckend beiseite zu schieben. In diesem Band sind nun erstmals Ruth Klügers eigene Gedichte, entstanden zwischen 1944 und heute, versammelt. In Lana wurden sie zur Eröffnung der Literaturtage zum ersten Mal vorgestellt.

Ruth Klüger,
(* 1931, Wien) wurde in die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Christianstadt verschleppt. 1947 emigrierte sie in die USA und lehrte Germanistik an der University of Virginia, in Princeton sowie an der University of California in Irvine. Heute lebt sie in Irvine/Kalifornien und Göttingen. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck, Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim, Lessing-Preis des Freistaats Sachsen. Bücher (u.a.): Katastrophen. Über deutsche Literatur (1994); Frauen lesen anders (1996); Gemalte Fensterscheiben. Über Lyrik (2007). Ihr autobiografischer Band weiter leben. Eine Jugend (1992) wurde in zehn Sprachen übersetzt. 2008 erschien unterwegs verloren. Erinnerungen, 2010 Was Frauen schreiben und im August 2013 Zerreißproben. Kommentierte Gedichte.

Buergermeister Harald Stauder Elmar Locher
Theresia Prammer Christine Vescoli
Erika Inger Ruth Klueger  Ruth Klueger 2
 Fotos: Walter Wiedenhofer

 
Literaturtage Lana 2013:

„Der sechste Sinn. Für eine poetische Zeitrechnung“

20.08. – 23.08.2013

Schallerhof in der Vill – Raffeingasse 2, 39011 Lana

Mit prominent besetzten Lesungen und Gesprächen spricht sich das Festival für das poetische Denken der literarischen Geschichtsschreibung aus und findet dafür einen Titel mit einer vielleicht vage anmutenden, nichts desto trotz dezidierten Programmatik: Der sechste Sinn. Für eine poetische Zeitrechnung.
Nach den Ausgaben der letzten Jahre, die sich um das historische Gedächtnis der Literatur gekümmert haben, setzt das traditionsreiche Festival die Frage nach dem sprachlichen Geschichtsbewusstsein fort und reklamiert eine Dimension des geschichtlichen Erkennens, die Zeit auf eine spezifische, durchaus unverwaltbare Art ordnet: das Ungewisse als poetische Form des Wissens, als „geahnte Füllung der Lücken in der Geschichte“ (A.v. Arnim).

 

Die Ahnung als diagnostischer Kompass rückt damit in den Mittelpunkt der literarischen Erinnerungsarbeit. Sie vergegenwärtigt Geschehen und Erzählen in einer höchst präzisen Empfindung und Wachsamkeit, die sich als witternde Erfahrung des poetischen Denkens artikuliert, ohne indes die Verbindlichkeit als eine Form des Wissens zu verlieren. Ihre Gewähr ist die ästhetische Erfahrung und ihre Einsicht liegt in der Haltung des unablässigen Fragens.

PROGRAMM

Mittwoch, 21.08.2013

18.00
Wie richtet es sich, das Gedicht? Fragen der Haltung
Gespräch mit Elke Erb, Ferdinand Schmatz und Ryszard Krynicki

19.00
Ferdinand Schmatz: Elke Erb, die Sprache!
Elke Erb: Das Hündle kam weiter auf drein. Gedichtesammlung von 2005-2012 (Roughbook 2013)

20.00
Valzhyna Mort: Kreuzwort. Gedichte. Aus dem Englischen von Uljana Wolf und aus Weissrussischen von Katharina Narbutovic. (Suhrkamp 2013).
Gespräch: Elke Erb und Valzhyna Mort

Donnerstag, 22.08.2013

18.00
Petr Borkovec: Sich an die Dinge verlieren
Lesung und Gespräch mit dem Dichter und der Übersetzerin aus dem Tschechischen Christa Rothmeier

19.00
Lucija Stupica: Mit unsichtbarem Gepäck
Lesung mit der Dichterin und dem Übersetzer aus dem Slowenischen Fabjan Hafner

20.00
Tomaž Šalamun: Die Unendlichkeit ist immer hungrig
Lesung mit dem Dichter und dem Übersetzer aus dem Slowenischen Fabjan Hafner
Gespräch mit Tomaž Šalamun, Lucija Stupica und Fabjan Hafner

Freitag, 23.08.13

19.00
Kito Lorenc: Gedichte. Ausgewählt und mit einem Vorwort versehen von Peter Handke.
(Suhrkamp 2013)

20.00
Julia Hartwig: Und alles wird erinnert. (aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann. Text+Kritik, 2013)
Ryszard Krynicki und Bernhard Hartmann sprechen über die Poesie von Julia Hartwig

Die Literaturtage Lana 2013 werden kuratiert von Theresia Prammer und Christine Vescoli.

 

 

 

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