Nach einer musikalischen Einleitung durch das Quartett “Tromb4Bones” der Musikschulen Eppan, Lana und Sterzing konnte Landtagspräsidentin Rita Mattei im Plenarsaal Diözesanbischof Ivo Muser begrüßen, der von Generalvikar Eugen Runggaldier begleitet wurde. Sein Besuch sei in einer Zeit, die für viele noch schwierig sei, besonders wichtig: „Die Pandemie, die wir seit fast zwei Jahren bekämpfen, hat alle getroffen, nicht nur durch den Verlust von Angehörigen, sondern auch dadurch, dass sie Familien, soziale Kontakte, Unternehmen und Institutionen in ernste Schwierigkeiten gebracht hat.”
Trotz der Bemühungen des Landtags, Gesetze zu verabschieden, um den neuen und schwerwiegenden Bedürfnissen gerecht zu werden, habe diese anhaltende Schwierigkeit viele Menschen dazu gebracht, den Glauben an die Gegenwart und die Zukunft zu verlieren: „Aus diesem Grund bin ich sicher, dass Ihre heutigen Worte nicht nur uns, sondern allen Bürgern Erleichterung und Hoffnung bringen werden“.
In seiner Grußbotschaft (siehe Anhang) an die Abgeordneten ging Diözesanbischof Ivo Muser von der Weihnachtsgeschichte aus, die mit dem Befehl von Kaiser Augustus begann, die Bevölkerung zu zählen. Heute werde gezählt wie nie zuvor: persönliche Daten, Gewinne, Bruttosozialprodukt. Kosten für die Dienste an Schwachen würden gezählt, deren Lebensgeschichten zählten aber nicht, ebenso wenig die menschliche Begegnung, das Interesse füreinander, die Sorge um den Mitmenschen. Materieller Wohlstand habe die Menschen nicht zufriedener gemacht, Dankbarkeit und Maß seien keine Leitwerte. Viele wünschten nach der Pandemie die Normalität zurück, aber man müsse sich fragen, ob diese so erstrebenswert sei. Corona habe uns die Grenzen aufgezeigt, sei aber auch eine Einladung zum Innehalten und Hinterfragen.
Lebenspläne seien durchkreuzt worden. Die Menschen seien aber auch zusammengerückt und hätten Hilfsbereitschaft gezeigt. Viele stellten aber auch ihre persönliche Freiheit in den Vordergrund: “Freiheit ist nicht nur die Freiheit des Einzelnen. Das müsste eine einprägsame Lehre der Pandemie bleiben! Freiheit, die sich löst von Gemeinsinn und Rechtsnormen, die sich abkoppelt von Verantwortung, führt in die Sackgasse.” Vor allem im zweiten Coronajahr sei viel Vertrauen zerbrochen, auch in die Institutionen: “Wir brauchen dringend einen Ausweg, ein neues Miteinander! Ohne Vertrauen gibt es keine Hoffnung und keine Zukunft.”
Bischof Muser wünschte schließlich den Abgeordneten gesegnete und frohe Weihnachten, das als menschlichstes aller unserer Feste zu sehen sei und das uns sage: “Wir brauchen keine perfekte Gesellschaft, sondern eine menschliche.”
Zum Abschluss bedankte sich Präsidentin Mattei im Namen von Präsidium und Abgeordneten bei Bischof Muser für seine Worte, beim Quartett “Tromb4Bones” der Musikschulen Eppan, Lana und Sterzing für die musikalische Umrahmung sowie beim Personal des Landtags für die Arbeit in diesem besonderen Jahr, das für sie viel Mehraufwand bedeutet habe.
Das vergangene Jahr sei auch für die Abgeordneten eine Herausforderung gewesen, die vor wichtigen Entscheidungen gestanden hätten, um der Krise zu begegnen: “Ich glaube, dass wir im Rahmen unserer Zuständigkeiten alles versucht haben, um die Bürde, die auf unseren Mitbürgern, Familien, Unternehmen, Verbänden und Institutionen lastete und noch immer lastet, zu verringern.”