Raika Lana

Nachhaltige Landwirtschaft: Paradigmenwechsel für eine zukunftsfähige Gesellschaft

by Radio Sonnenschein

marcus ganahl unsplash

Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen ist es nur ein kurzer Weg, bis auch
Landwirtschaft Thema wird. Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit hat sich im Monat
Februar zukunftsfähiger Landwirtschaft und der Frage, was es dafür braucht, gewidmet.

In Südtirol spielt die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Insgesamt 241.952 Hektar Fläche
werden landwirtschaftlich genutzt. Das ist immerhin fast ein Drittel der Gesamtfläche des
Landes. 20.212 Betriebe gibt es hier, auf denen Viehwirtschaft, Reb- oder Obstkultur, Wiesen-
, Weide- und Ackerland Platz finden. Doch wie nachhaltig ist Südtirols Landwirtschaft
aufgestellt? Was für eine Landwirtschaft brauchen wir für eine zukunftsfähige Gesellschaft und
wie kann diese aussehen?

Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit hat sich gemeinsam mit der Sozialgenossenschaft
blufink in einer Conflict Kitchen genau diesem Thema gewidmet. 13 Impulsgeber*innen aus
unterschiedlichen Realitäten haben sich mit insgesamt 45 Teilnehmer*innen am 17. Februar 2022
zu diesen Themen ausgetauscht. In der Veranstaltung wurde nicht nur die momentane
Situation analysiert, sondern der Fokus vor allem auf neue gelebte Alternativen und Wege
gelegt.

„Abseits von lautstarken Auseinandersetzungen gibt es bereits jetzt viele gute und
praktikable Ansätze, um Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten“, bekräftigt Georg Niedrist vom
Institut für Alpine Umwelt der Eurac. Häufig würden neue Ideen jedoch an Widerständen in der
Familie oder an Traditionen, ganz zu schweigen von bürokratischen oder finanziellen Hürden,
scheitern. „Südtirol befindet sich auf dem richtigen Weg.

Es tut sich seit zwei bis drei Jahren sehr viel in Richtung Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“, so Toni Riegler, Obmann von Bioland Südtirol, „Fast jeder Sektor hat sich damit intensiv auseinandergesetzt. Jedoch halten
wir als Südtiroler*innen manchmal krampfhaft an alten Strukturen fest.“

Eine, die diese alten Strukturen mit neuen Ideen aufbrechen will, ist Meike Hollnaicher. Für
ihre Diplomarbeit in Eco-Social Design an der Universität Bozen rief sie “Farmfluencers of
South Tyrol” ins Leben. Das Storytelling-Projekt fokussiert alternative Modelle der
Landwirtschaft in Südtirol und stellt diese in Videos und Interviews vor.

Das Ziel: Ökosoziale Transformation und die Erhaltung der kleinbäuerlichen Betriebe in Südtirol. „Bei uns geht es
um den entscheidenden Impuls, den es braucht, um neue Wege zu gehen“, so Hollnaicher.
Die Farmfluencers und ihre Geschichten wollen Mut machen und inspirieren, um verschiedene
Ideen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu verbreiten. Wichtig ist dabei vor allem, dass
die Transformation ganzheitlich ist und nicht nur auf die ökologische Komponente reduziert wird.

marcus ganahl unsplash

„Soziale und ökonomische Nachhaltigkeit sind genauso wichtig, um die
Lebensmittelproduktion ausgewogen und langfristig sicherzustellen“, bestätigt auch Georg
Niedrist von Eurac Research. Klima, Biodiversität und Nährstoffkreisläufe seien dabei die
globalen und regionalen Hauptkonfliktpunkte für eine ökologische Nachhaltigkeit.

„Um diese Reibungspunkte zu entschärfen, braucht es ein Zusammenspiel von Landwirtschaft
(Extensivierung), Politik (gezielte Förderungen) und Konsum (weniger Verschwendung, faire
Preise).” In dieselbe Kerbe schlägt auch Marianne Kunz von der Stabsstelle für Nachhaltigkeit
des Südtiroler Bauernbundes: „Wir treiben natürlich auch die soziale und ökonomische
Nachhaltigkeit voran, zum Beispiel über die Stärkung von regionalen Kreisläufen oder über
neue Wege der Vermarktung von bäuerlichen Produkten. Das muss Hand in Hand gehen,
damit wir tatsächlich neue Wirtschaftsweisen etablieren und die Landwirtschaft transformieren
können.“

Ausführlichere Informationen zum Thema nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft und
einen Einblick in die Gespräche der Conflict Kitchen zum Thema “AgriCulture” werden in
Kürze in einem booklet veröffentlicht, das als News-Beitrag auf future.bz.it einsehbar ist.

 

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